Diese CD umfasst siebzehn neue oder erneut übersetzte Lieder, die alle in unterschiedlichen Tonarten etwas über „Gott“ sagen oder eher – Fragen stellen.
Titel:
- Zeit de Lebens
(M: H. Heuvelmans)
nach Prediger 3 - Du hast uns schon im Mutterschoß gekannt
(M: A. Oomen)
nach Psalm 139 - Der da sagt, Gott sei er
(M: A. Oomen) - Du bist der Gott
(M: A. Oomen) - Aller Hoffnung
(M: A. Oomen)
nach Psalm 103, 27-30 - Du, der gesagt hat
(M: T. Löwenthal) - Wie weit ist die Nacht
(M: A. Oomen)
Jesaja 21, 11-12 - Lied an das Licht
(M: A. Oomen) - Liebe, Leib voller Sonne
(M: A. Oomen)
Exodus 16-20; Deuteronomium 6 - Zu dir
(M: T. Löwenthal)
Psalm 63 – frei - Viel zu spät
(M: A. Oomen)
nach: Augustinus, Confessiones X, 27 - Verbirg dein Angesicht nicht
(M: A. Oomen) - Fremder, älter, jemand in uns verborgen
(M: A. Oomen) - Komm in mich
(M: (Satz) J.S. Bach)
Lukas 1, 26-52 - Komm uns befreien
(M: A. Oomen) - Gesegnet Du
(M: A. Oomen) - Am Ende alle Tage
(M: A. Oomen)
nach: Micha 4
Es geht dabei nicht um einen allgemein-religiösen Gott, sondern um einen ganz bestimmten Gott, den von dem die Bibel erzählt, den Gott Israels, Mose und der Propheten, der auch der Gott Jesu ist. Von diesem Gott steht geschrieben, dass er uns schon im Mutterschoß gekannt hat (Lied Nr. 2, Psalm 139). Und die immer wiederkehrende Frage der Schrift, bei Hiob, in den Psalmen und Klageliedern lautet: Wo ist er, wenn unschuldige Menschen leiden und sterben?; „Lass ihn zum Vorschein kommen!“ (3). Ein schwieriger Gott ist er, schwierig zu fassen, schwierig auch in seinem Appell an die Menschen, wenn er verlangt, das Leben für andere einzusetzen: – „Ich kann nicht Menschen trinken“, seufzt es im Lied Du bist der Gott (4). Aber genau das ist der Gott, zu dem – so Psalm 104 – aller Hoffnung geht (5), denn sein Atem ist unser Leben, kein anderer Gott kann uns retten. Und er hat gesagt, dass er niemals fallen lässt das Werk seiner Hände; er wird uns nicht beschämen (6).
In Schrift und Tradition wird der Gott Israels und Jesu oft umschrieben als Licht. Sein zeitloses Licht trägt uns durch die lange, tiefe Nacht in den Morgen (7), entfacht uns und lässt uns leben, beschützt uns – wie ein Vater und eine Mutter zugleich. Ohne dieses Urlicht kann nichts bestehen (8).
Liebe wird dieser Gott auch genannt, Liebe mit aller Sanftheit, Kraft, Erbarmen und „ewiger“ Treue. Er steht den Seinen bei mit Worten der Weisung, mit Wasser aus dem Felsen, Brot aus dem Himmel (9). Durch dieses Licht und diese Liebe angestoßen und entzündet, steht der Mensch auf am Morgen, danach dürstet er am Mittag und wälzt sich in der Nacht (10, nach Psalm 63). „Schönheit“ hat der große Kirchenvater Augustinus dieses Licht und diese Liebe genannt. Das alles, so Augustinus in seinen berühmten Bekenntnissen, habe er viel zu spät in seinem Leben entdeckt und lieb gewonnen. Auch davon hat sich Oosterhuis in einem Lied inspirieren lassen (11).
Doch unsere Liebe zu diesem Gott kann den Abstand zwischen ihm und uns nie völlig aufheben. Sein Angesicht bleibt uns verborgen. Niemand hat Gott je gesehen. Aber er hat uns Fremden, Heimatlosen auf Erden (12) stattdessen seine Worte gegeben, als Wegweisung, als Weisung auf unseren Wegen „durch die Nacht dieser Schöpfung“. Denn auch als ferner Fremder, als immer Anderer, Älterer, ist er doch zugleich ein Freund, der uns begleitet und in uns wacht, Visionen wachruft und auflodern lässt; der uns leben lässt bis zu dem Tag, an dem wir neu geboren werden; dem Tag, an dem blinde Mauern zu Licht und Wasser werden und wir, „am anderen Ufer“ Rosenstädte sehen und das Singen der Amsel höhren (13).
Komm in mich (14) ist ursprünglich als Weihnachtslied verfasst worden, ein Lied der Maria. Es spricht in mystischer Sprache über eine Neugeburt, die immer vom Geist des verborgenen Gottes initiiert wird, in uns und aus uns heraus. Der Geist wirbt um uns, steht uns gegenüber, taut uns auf, enträtselt uns und lässt uns wissen, wer wir sind, damit in uns die Zukunft wachsen kann, als innere Gegenstimme, gegen den Tod. Das in uns gewachsene, aus uns geborene Kind der Zukunft wird mit uns gehen, wo niemand anderes mit uns geht.
„Komm uns befreien“ (15) ist eine Paraphrase (interpretierende Auseinandersetzung) des Vater Unser – eine Fürbitte zu diesem Gott, den wir durch Jesus als abba, Vater, kennen gelernt haben, der aber noch immer hoch und fern „dort im Himmel“ ist. Wir beten, dass der uns lehren wird, all das zu tun, was nötig ist und doch immer auch so schwierig: nämlich Mord und Todschlag zu verhindern, Leiden zu lindern, Hunger zu verbannen und unseren nächsten zu lieben, Freund und Fremden. Nach all diesen Liedern, die uns etwas über diesen Gott erzählen, folgt dann ein kleiner Segensspruch. Wir segnen den „Gott und Freund, der uns umfängt“, der allüberall und allzeit für uns da ist, so wenigstens lautet sein Name (16).
Diese CD beginnt mit einem Lied über Zeiten des Lebens – ein Lied nach Prediger 3 – und sie endet mit einem Lied über das Ende aller Tage: eine Neufassung der großen Vision des Propheten Micha (Micha 4) über die Weltenmeere, die zur Ruhe gekommen sind, über die Völker, die von überall zusammengekommen sind, um miteinander die Wege des Friedens zu gehen, und über die Schwerter, die zu Pflügen umgeschmiedet sind.
Kees Kok, Stichting Leerhuis & Liturgie